Tagespflege
Was bedeutet Tagespflege im Kontext von Pflege und Betreuung?
Tages- und Nachtpflege sind Formen der teilstationären Versorgung, die pflegebedürftige Menschen wahlweise in Anspruch nehmen können. Das Angebot dient einmal der Entlastung pflegender Angehöriger und soll zum anderen die häusliche Pflege ergänzen und stärken. Es gilt besonders für den Personenkreis, der abends und nachts sowie an den Wochenenden eine gesicherte Betreuung hat bzw. sich in für ihn sicherer Umgebung aufhält. Ein weiteres Ziel der Tagespflege besteht in der Vermeidung oder dem möglichst langen Hinauszögern eines dauerhaften Aufenthalt in vollstationären Einrichtungen.
Tagespflege bedeutet, dass sich die Betroffenen tagsüber zur Betreuung und Versorgung in einer Einrichtung aufhalten können. Die Dauer des Aufenthalts beträgt bis zu acht Stunden am Tag. An den Wochenenden sind die Einrichtungen in der Regel geschlossen.
Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen können sich eigenständig nach einem passenden Platz für die Tagespflege umsehen. Dazu empfiehlt es sich, verschiedene Einrichtungen in häuslicher Nähe zu erkunden, die Räumlichkeiten vor Ort in Augenschein zu nehmen und Informationen über die Gepflogenheiten der Einrichtung einzuholen. Auch ein Schnuppertag für den Pflegebedürftigen sollte in jeder Einrichtung möglich sein.
Bei der Auswahl werden sie von den Pflegekassen unterstützt – entweder durch persönliche Hilfe und Beratung oder durch dort ausliegende Broschüren, in denen die verschiedenen Pflegeorte mit ihren Leistungen und Preisen aufgeführt sind.
Die entsprechenden Regelungen zur Tagespflege finden sich im Sozialgesetzbuch (SGB XI) unter Paragraf 41.
Unterschiedliche Formen der Tagespflege
Hier wird primär nach der Art der Einrichtung unterschieden, die die Tagespflege anbietet. Bei der sog. solitären Tagespflege etwa handelt es sich um eine spezielle Betreuungsform der Tagespflege für Senioren, bei der ältere Menschen tagsüber in einer Einrichtung betreut werden, aber abends wieder nach Hause gehen. Die Tagespflege findet in extra dafür eingerichteten Räumlichkeiten statt. Für die Seniorinnen und Senioren liegt ein vielseitiges Betreuungsangebot vor. Sie können gemeinsam singen, spielen, basteln oder sich untereinander austauschen. Das betreuende Personal ist in dieser Zeit ausschließlich für seine Gäste da.
Andere Pflegeheime führen ein zusätzliches Angebot zur Tagespflege, das in den Räumen der Pflegeeinrichtung stattfindet. Auch hier gibt es zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten und Beschäftigungsangebote. Für die Tagesgäste steht der Austausch mit den anderen Heimbewohnern im Vordergrund.
Alternativ dazu bieten manche ambulanten Pflegedienste eine Kombination aus pflegerischer Betreuung und einem Beschäftigungsprogramm für Senioren an. Diese Art der Tagespflege findet in den Räumlichkeiten des Pflegedienstes oder zu Hause bei der zu pflegenden Person statt.
Gründe für die Tagespflege
Die Berufstätigkeit pflegender Kinder oder anderer Angehöriger aus der Familie ist einer der häufigsten Gründe, pflegebedürftige Menschen in der Tagespflege anzumelden. Diese zu pflegenden Menschen sind in einer teilstationären Einrichtung in guten Händen, werden betreut, versorgt und haben darüber hinaus die Möglichkeit, soziale Beziehungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten. Sie erhalten in der Tagespflege Hilfe bei der Bewältigung von alltäglichen Verrichtungen und profitieren während ihres Aufenthalts auch von einer gewissen Tagesstrukturierung.
Manchmal brauchen Pflegende aus der Familie auch einfach eine Auszeit zur Erholung von ihrer herausfordernden Tätigkeit oder müssen anderweitigen Verpflichtungen nachkommen. Dann ist die Tagespflege ebenfalls eine gute Möglichkeit, diese Auszeiten – mit gutem Gewissen – wahrzunehmen.
Tagespflege kann auch für die Betreuung bei einer Demenz-Erkrankung genutzt werden. In aller Regel verschlimmert sich im Zeitablauf der Zustand von Menschen, die an Demenz leiden, so dass sie über einen immer größeren Zeitraum betreut werden müssen. Die Tagespflege mit ihrer Rundum-Betreuung leistet in diesen Fällen für pflegende Angehörige von Demenz-Erkrankten einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entlastung und Erhaltung der eigenen Gesundheit.
Aus dem Blickwinkel älterer pflegebedürftiger Menschen, die allein leben, kann die Tagespflege auch Formen der Vereinsamung vorbeugen. Durch den regelmäßigen Anschluss an andere Menschen, das Trainieren von Alltagsfähigkeiten innerhalb der Einrichtung sowie einen strukturierten Tagesverlauf, der eigenverantwortlich zu Hause schwieriger aufrechtzuerhalten ist.
Wer kann Tagespflege in Anspruch nehmen?
Aus den genannten Gründen ergibt sich auch der Personenkreis, der für eine Inanspruchnahme von Tagespflege infrage kommt:
- Pflegebedürftige Menschen im höheren Alter, die tagsüber auf sich allein gestellt sind
- Personen, die aus körperlichen Gründen ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können
- Personen, bei denen nicht verlässlich gesichert ist, dass Flüssigkeitszufuhr und Nahrungsaufnahme zu Hause ausreichend erfolgen
- Seniorinnen und Senioren, die kognitiv beeinträchtigt sind und deshalb Hilfe benötigen, etwa bei Demenz
- Ältere Menschen, die ihre alltagstypischen Fähigkeiten auch weiterhin erhalten und trainieren möchten
Wegen erforderlicher Hin- und Rückfahrten dürfen die Betroffenen nicht bettlägerig sein. Sie sollten transportfähig und außerdem in der Lage sein, auch mehrere Stunden im Sitzen zu verbringen.
Tagespflege: Kosten und Zuschüsse
Die Zuschüsse der Pflegekassen für die Tages- und Nachtpflege stellen ein unabhängiges Budget dar. Sie gelten auch, wenn Pflegebedürftige bereits andere finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen. Wer von den Leistungen der Pflegekassen für den Aufenthalt in einer Tagespflegeeinrichtung profitieren will, stellt bei seiner Pflegekasse einen entsprechenden Antrag.
Die Pflegekassen übernehmen einen Teil der Kosten, die auf die Pflegebedürftigen für ihren Aufenthalt in einer teilstationären Einrichtung zukommen. Dazu gehören pflegebedingte Leistungen und medizinische Behandlungspflege, wo sie notwendig ist. Auch Hin- und Rückfahrten zur Einrichtung (Fahrdienst) werden mit einem Betrag bis zu einer bestimmten Höhe bezuschusst.
Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach der Höhe des Pflegegrads. Menschen mit Pflegegrad 1 können ihren monatlichen Entlastungsbeitrag von 125 Euro zur Finanzierung von Leistungen aus der teilstationären Betreuung einsetzen. Pflegebedürftige zahlen die Kosten für Verpflegung, Unterkunft sowie Betreuungs- und Beschäftigungsangebote. Überdies fallen sogenannte Investitionskosten an, d. h. Kosten zur Instandhaltung der Einrichtung. Hier können die Aufwendungen von Einrichtung zu Einrichtung variieren.
Für den Pflegegrad 2 beträgt der finanzielle Anteil der Pflegekassen 689 Euro pro Monat.
Für die weiteren Pflegegrade gilt:
Pflegegrad 3 – 1.298 Euro pro Monat
Pflegegrad 4 – 1.612 Euro pro Monat
Pflegegrad 5 – 1.995 Euro pro Monat
Anforderungen an die Tagespflege
Auch Einrichtungen, die Tagespflege anbieten, müssen einige Anforderungen erfüllen, um als solche anerkannt zu werden:
- Es muss durchgehend eine Pflegefachkraft anwesend sein.
- Bei Zusatzangeboten wie Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie oder einer physikalischen Therapie muss zugelassenes Fachpersonal vor Ort sein.
- Für unterschiedliche Funktionen müssen getrennte Räume bereitgestellt werden. Dazu gehören eine separate Küche, ein Wohnbereich mit Möglichkeit zu gemeinsamen Mahlzeiten und ein Raum für die verschiedenen Aktivitäten.
- Idealerweise sind zusätzliche Orte für Ruhe- und Rückzugsbedürfnisse vorhanden sowie die Möglichkeit, sich im Freien bewegen zu können.
Einrichtungen für die Tagespflege müssen auch Grundpflege und Behandlungspflege in ihrem Angebot haben. Wichtig für Einrichtungen der Tagespflege ist ferner, dass sie den Besuchern gemeinsame Mahlzeiten während ihres Aufenthalts anbieten und sie mit Frühstück, Mittagessen und einem nachmittäglichen Kaffeetrinken versorgen. Manche Einrichtungen bieten auch ein Abendbrot an. Sie sollen bei den Mahlzeiten unterstützen, wenn nötig bei Toilettengängen begleiten und für die Medikamentenvergabe sorgen.
Weiterhin gehört ein breit gefächertes Beschäftigungs- und Freizeitangebot zu den Anforderungen an Einrichtungen der Tagespflege. Die Angebote finden für ein bis zwei Stunden zwischen den Mahlzeiten in Gruppen von zehn bis zwölf Personen statt und müssen von geeigneten Personen betreut werden. Dabei muss auch sichergestellt sein, dass das gemeinsame Tun im Vordergrund steht. Auch das Lernen und Trainieren einzelner Fähigkeiten wie etwa das Gedächtnistraining sollten nicht zu kurz kommen. Gemeinsames Kochen, Spielen, Singen, Ausflüge und leichte Bewegungsübungen sind oft in der Angebotspalette der Tagespflege vorhanden.
Was es für Pflegebedürftige und Angehörige vorab zu bedenken gilt
Bei allen positiven Aspekten, die eine tageweise Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige hat, sollten auch mögliche negative Gesichtspunkte vorab bedacht werden. Denn was für den einen eine willkommene Abwechslung ist, kann für den anderen Unbehagen und Stress bedeuten.
Die Seniorinnen und Senioren sind für eine bestimmte Zeit außerhalb ihres Zuhauses in einer fremden Umgebung. Sie müssen mit den anderen Tagesgästen, die ihnen am Anfang häufig fremd sind, auskommen und sich an wechselnde Betreuungspersonen gewöhnen. Auch die Hin- und Rückfahrten können Stress verursachen. Nicht jeder kommt auf Anhieb gut damit zurecht. Hier kann es hilfreich sein, diese Aspekte vorher mit allen Beteiligten zu besprechen und nach möglichen Lösungen zu suchen. Vielleicht kann die Pflegeperson, ein anderer Angehöriger, ein guter Freund oder Bekannter der Familie den Aufenthalt für eine begrenzte Zeit begleiten.
Quellen
- www.pflege.de/altenpflege/tagespflege-nachtpflege
- www.bundesgesundheitsministerium.de/tagespflege-und-nachtpflege.html
- www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/fit-im-alter/warum-die-tagespflege-oft-eine-gute-idee-ist-830095.html
- www.dmrz.de/wissen/ratgeber/tagespflege
- www.t-online.de/gesundheit/id_47580554/gesetzlicher-anspruch-tagespflege-gute-alternative-zum-pflegeheim.html#anspruch-auf-tagespflege
Häufig gestellte Fragen zur Tagespflege
Was versteht man unter Tagespflege?
Die Tagespflege ist ein Service, der vor allem älteren pflegebedürftigen Menschen eine Betreuung während des Tages bietet, während sie nachts in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Es handelt sich dabei um eine Form der teilstationären Pflege.
Wie läuft ein Tag in der Tagespflege ab?
Ein typischer Tag in der Tagespflege kann bereits mit dem Abholen durch den Fahrdienst und einem gemeinsamen Frühstück in der Pflege-Einrichtung beginnen. Es folgt in der Regel ein abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Aktivitäten, zu denen etwa Spaziergängen, Gedächtnistraining oder kreative Angebote zählen. Nach dem Mittagessen ist meist eine Ruhephase vorgesehen, während der Nachmittag mit Kaffee und Kuchen sowie weiteren Freizeitaktivitäten für die Senioren aufwartet.
Kann die Tagespflege auch zu Hause angeboten werden?
Tagespflege findet normalerweise in speziellen Pflege-Einrichtungen statt. Es gibt aber auch mobile bzw. ambulante Dienste, die pflegebedürftige Menschen zu Hause betreuen. Hier sollte man sich bei den jeweiligen Dienstleistern über die Angebote informieren.
Welche Leistungen bietet eine Tagespflege-Einrichtung?
Die Leistungen einer Tagespflege-Einrichtung umfassen unter anderem die Grundpflege, die medizinische Versorgung, Mahlzeiten und Aktivitäten. Im Vordergrund steht dabei die Förderung der Selbstständigkeit sowie die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte.
Was kostet eine Tagespflege und wer übernimmt die Kosten?
Die Kosten für eine Tagespflege variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen vor allem der Pflegegrad und natürlich die individuellen Bedürfnisse der Person. Ein Teil der Kosten für die Pflegeleistungen wird in der Regel von der Pflegekasse übernommen. Hierzu ist eine Beratung im Vorfeld zu empfehlen.
Für wen ist die Tagespflege geeignet?
Tagespflege ist eine gute Option für Menschen, die tagsüber Betreuung und Pflege benötigen, aber nachts in ihrem eigenen Zuhause bleiben möchten. Das können zum Beispiel ältere Senioren sein, die nicht mehr ganz für sich selbst sorgen können, oder auch Pflegebedürftige mit einem Pflegegrad.
Wie funktioniert der Fahrdienst in der Tagespflege?
Der Fahrdienst holt die Gäste am Morgen von zu Hause ab und bringt sie zur Tagespflege-Einrichtung. Am Ende des Tages werden die Gäste wieder sicher nach Hause gefahren. Dieser Service ist besonders für jene Pflegebedürftigen wertvoll, die selbst nicht mehr mobil sind oder keinen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln haben. Die genauen Leistungen und Abläufe können von Einrichtung zu Einrichtung variieren. Es kann z. B. auch zum Service-Angebot gehören, dass der Fahrdienst für Ausflüge oder Besorgungen genutzt wird.