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Altenpflege

Drei Perspektiven auf ein wichtiges Thema unserer Zeit

Laut Statistischem Bundesamt ist die Anzahl älterer Menschen ab 65 Jahren in Deutschland von 12 Millionen im Jahr 1991 auf 18,4 Millionen in 2021 gestiegen. Bemerkenswert ist das Anwachsen der Hochbetagten ab 85 Jahren. Waren es 1991 noch knapp 1,2 Millionen, so konnten 2021 bereits 2,6 Millionen Menschen gezählt werden. Ein Trend, der auch 2023 anhält. Dieser Anstieg bedingt, dass in Politik und Gesellschaft den Themen Altenpflege und Altenhilfe immer mehr Beachtung geschenkt wird.

Der demografische Wandel stellt unsere alternde Gesellschaft zweifelsohne vor immer größer werdende Herausforderungen. Gleichzeitig rücken zentrale Fragestellungen in den Fokus, die wir uns für unser Leben im Alter beantworten müssen. Wie wollen wir im Alter wohnen? Wie wollen wir gepflegt werden, sollten wir gepflegt und betreut werden müssen?

Pflege zu Hause gehört dabei zu den großen Themen unserer Zeit. Die Vorstellung, den Lebensabend in den vertrauten eigenen vier Wänden zu verbringen, auch wenn die Gesundheit dann nicht mehr der kraftvolle Begleiter früherer Jahre ist, gewinnt bei vielen Senioren an Attraktivität. Neben verschiedenen Wohnformen spielen aber auch unterschiedliche Pflegeformen eine entscheidende Rolle, um die beste individuelle Lösung für ein Leben im Alter zu finden. Von der ambulanten Pflege, bei der professionelle Pflegekräfte in regelmäßigen Abständen ins häusliche Umfeld kommen, über betreutes Wohnen mit einem gewissen Maß an Unterstützung und Gemeinschaft bis hin zur intensiveren 24-Stunden-Pflege durch Fachkräfte oder Angehörige – die Bandbreite der Möglichkeiten ist vielfältig. Doch jede der Pflege- und Wohnformen bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich.

Die richtige Entscheidung für die passende Kombination ist eng mit den individuellen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen, ihrer gesundheitlichen Verfassung und ihren Familien verbunden, um schlussendlich eine hohe Lebensqualität im Alter zu gewährleisten.

Was bedeutet Altenpflege?

Was bedeutet Altenpflege?

Dabei kann man die Themenwelt Altenpflege aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, denn sie tangiert eine Vielzahl von Bereichen. Aus der Berufsperspektive betrachtet, geht es um Tätigkeiten rund um die spezielle Pflege älterer Menschen, um verschiedene Möglichkeiten der Betreuung, um unterschiedliche Betreuungsorte, um Ausbildungszweige. Aus der Perspektive von Kosten und Leistungen kommen die Pflegekassen ins Spiel. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Finanzierung der Pflege im Alter, denn mit ihren Leistungen übernehmen sie einen Teil der Kosten für ambulante oder stationäre Pflege. Deren Höhe ist abhängig von der Pflegebedürftigkeit der jeweiligen Person und wird durch den sog. Pflegegrad bestimmt. Daneben bieten die Pflegekassen auch Beratungsleistungen an, um pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen bei Fragen rund um die Pflege zu unterstützen. U. a. zu rechtlichen und finanziellen Aspekten der Pflege, zu Pflegemaßnahmen und -techniken sowie zu anderen Bereiche, die die Pflege betreffen. Insgesamt sind die Pflegekassen also ein wichtiger Partner für die Altenpflege.

Altenpflegerin hält Hand von pflegebedürftiger Seniorin

Die Erhaltung der Selbstständigkeit ist die dritte Perspektive, aus der wir auf die Altenpflege schauen wollen. Die möglichst lange Erhaltung der Selbstständigkeit spielt eine wichtige Rolle in der Altenpflege. Eine altersbedingte Einschränkung der Selbstständigkeit ist normal, aber durch gezielte Maßnahmen und Rahmenbedingungen kann die Selbstständigkeit erhalten und gefördert werden. Das bedeutet, dass in der Altenpflege nicht nur die rein körperlichen Bedürfnisse pflegebedürftiger Personen berücksichtigt werden müssen, sondern auch ihre psychischen, sozialen und kognitiven. Hierzu gehören beispielsweise eine angepasste Wohnsituation, barrierefreie Umgebungen, gezielte Bewegungs- und Trainingseinheiten sowie soziale Aktivitäten und Beschäftigungsmöglichkeiten. Durch die Erhaltung ihrer Selbstständigkeit erfahren pflegebedürftige Personen nicht nur ein größeres Maß an Selbstbestimmung und Lebensqualität, sondern verbleiben in aller Regel auch länger in ihrer gewohnten Umgebung und in ihrem sozialen Umfeld. Gleichzeitig kann dies auch die Kosten für die Pflege insgesamt reduzieren, da die vollständige Übernahme der Pflege durch eine Pflegekraft in vielen Fällen vermieden werden kann.

Gesetzliche Pflegeversicherung und Pflegekassen

Eine kluge Rollenverteilung

Die gesetzliche Pflegeversicherung ist ein Zweig der Sozialversicherung in Deutschland und dient der finanziellen Absicherung von pflegebedürftigen Menschen. Die Pflegekassen sind die öffentlich-rechtlichen Träger der gesetzlichen Pflegeversicherung und somit für die Umsetzung und Durchführung der Pflegeversicherung zuständig.

Konkret bedeutet das, dass die Pflegekassen die Beiträge der Versicherten sammeln und verwalten sowie die Leistungen der Pflegeversicherung erbringen. Sie übernehmen eine wichtige Funktion in der Altenpflege, indem sie pflegebedürftige Menschen finanziell unterstützen und ihnen beratend zur Seite stehen.

Die Pflegeversicherung und die Pflegekassen stehen also in einer engen Beziehung zueinander, da die Pflegekassen die zentralen Akteure bei der Umsetzung der Pflegeversicherung sind. Ohne die Pflegekassen wäre eine adäquate Versorgung von pflegebedürftigen Personen in Deutschland nicht möglich.

Altenpflegerin kümmert sich um pflegebedürftige Dame im Rollstuhl
Berufsgruppen und Ausbildung rund um die Altenpflege

Berufsgruppen und Ausbildung rund um die Pflege im Alter

Gesundheit und Pflege bieten überaus vielfältige Berufsfelder. Altenpflege ist eines von ihnen. Als berufliche Tätigkeit kennzeichnet sie die Betreuung und Pflege von älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen, in der häuslichen Pflege oder in speziellen Wohnformen für Senioren. Zugleich aber auch die Beratung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen in allen Angelegenheiten der Pflege. Zu den klassischen Berufsgruppen in der Altenpflege zählen Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Altenpflegehelfer. In diesen Berufen kommt es besonders auf Einfühlungsvermögen, Kontaktfähigkeit und gewissenhaftes Arbeiten an. Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit zur Verschwiegenheit sowie psychische und körperliche Stabilität gehören ebenfalls zu den Anforderungen, die an diese Berufsgruppe gestellt werden.

Interesse an den Schulfächern Ethik, Biologie und Chemie, sowie gute Deutsch- und Mathematikkenntnisse sind vorab eine gute Voraussetzung, um eine Ausbildung in der Altenpflege zu beginnen. Die Altenpflege-Ausbildung selbst ist bundesweit einheitlich geregelt und findet in Pflegeschulen und Altenpflege-Betrieben statt. In ihrer neueren Form beginnt sie als generalistische Ausbildung und bezieht alle Pflegebereiche ein. Erst im letzten Drittel legen sich die Auszubildenden auf den Schwerpunkt Altenpflege fest. Die gesamte Ausbildung dauert drei Jahre, in Teilzeit sind es fünf Jahre.
 
Altenpfleger sind später vor allem in Altenwohn- und Pflegeheimen tätig. Ebenso können aber Pflege- und Rehabilitationszentren, die geriatrischen und gerontopsychiatrischen Abteilungen in Krankenhäusern oder Hospize die späteren Arbeitsorte sein. Möglich sind auch Tätigkeiten bei ambulanten Pflegediensten oder eine Selbstständigkeit im Bereich der Pflege mit einem eigenen ambulanten Dienst oder in der Pflegeberatung.

Tätigkeiten im Bereich Altenhilfe

Tätigkeiten im Bereich Altenhilfe

Beratung, Betreuung und Pflege sind die drei wichtigen Säulen, die die Tätigkeit in der Altenpflege ausmachen. Außerdem kommen einige Verwaltungsaufgaben dazu, etwa das Verfassen von Pflegeberichten und das Abrechnen mit den Pflegekassen.
Die Maßnahmen in der Pflege umfassen Hilfe und Unterstützung bei Körperpflege und Essensaufnahme sowie die Ausgabe der nötigen Medikamenten-Ration. Gesundheitspflegerische Maßnahmen wie das Anlegen und Wechseln von Verbänden und das Durchführen von Bewegungsübungen gehören ebenso in diesen Tätigkeitsbereich.
 
Einen wesentlichen Anteil in der Altenhilfe nimmt die soziale Betreuung ein. Hierzu zählen z. B. die Unterhaltung mit den Pflegebedürftigen, das Begleiten bei Gängen außer Haus und das Organisieren von Freizeitaktivitäten. So können Pflegekräfte ggf. auch den Tagesablauf strukturieren und zum Aufsuchen von Freunden und Bekannten motivieren.
Die Beratung von Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörige umfasst die richtige Anwendung von Pflegetechniken, die Veränderung und Verbesserung der Essgewohnheiten, Hinweise auf notwendige Diäten oder Tipps für die Anpassung des Wohnumfelds an veränderte Bedingungen.

Pflegekraft lässt sich von pflegebedürftiger Seniorin ein Fotoalbum zeigen
Zwei ältere Damen informieren sich über Wohnmöglichkeiten
Wohnmöglichkeiten im Alter

Wohnmöglichkeiten im Alter

Senioren bieten sich verschiedene Wohnmöglichkeiten an. Welche davon infrage kommt, hängt wesentlich von der geistigen und körperlichen Fitness ab sowie den eigenen Bedürfnissen und Präferenzen.

Zu den ambulanten Wohnformen im Alter gehören das Wohnen im eigenen Zuhause, der Umzug in eine Senioren-WG, das Wohnen in einem Mehrgenerationenhaus oder in einer Anlage zum betreuten Wohnen. Das betreute Wohnen kann auch in den eigenen vier Wänden stattfinden. In diesem Fall können verschiedene Dienst- und Pflegeleistungen durch ambulante Anbieter oder eine 24-Stunden-Betreuung gebucht werden. Wem der Kontakt zu Gleichaltrigen wichtig ist, der bevorzugt das Wohnen in einer Senioren-Wohngemeinschaft. Diese Art von WG bietet jedem die nötige Privatsphäre und schafft genug Raum für Gesellschaft und gemeinsame Aktivitäten.
 
Mehrgenerationenhäuser mit der gezielten Besetzung von Menschen jeder Altersgruppe wollen das Konzept der Großfamilie widerspiegeln. Jede Mietpartei hat ihre eigene Wohnung, es gibt viele gemeinsame Aktivitäten und immer die Möglichkeit, sich gegenseitig zu helfen. In Deutschland gibt es mittlerweile etwa 530 Wohnhäuser mit diesem Konzept.

An stationären Wohnformen bieten sich Senioren- oder Pflegeheime, Seniorenresidenzen oder ein Hospiz an. In Alten- oder Pflegeheimen ist die medizinische Notfall-Versorgung sowie die pflegerische Hilfe im Regelfall durchgängig abgedeckt. Genauso verhält es sich auch beim Wohnen in Seniorenresidenzen und Seniorenstiften, die zum großen Teil in privater Hand liegen. Deren Leistungspaket ist im Unterschied zu Pflegeheimen jedoch durch einen etwas gehobeneren Stil geprägt, der sich durch einen gewissen Hotelcharakter auszeichnet. Unter allen Einrichtungen ist das Hospiz als Stätte der Sterbebegleitung mit guter palliativer Versorgung nicht zu vergessen. Mit dem Ziel einer möglichst schmerzfreien und würdevollen Begleitung werden Menschen in ihrer letzten Lebensphase bis zum Tod unterstützt.

Ältere Dame wird in einem Seniorenheim tagsüber betreut
Pflege zu Hause oder im Seniorenheim?

Pflege zu Hause oder im Seniorenheim?

Pflegebedürftige Senioren stehen irgendwann alle vor der Entscheidung, ob sie ihren künftigen Alltag weiterhin im eigenen Zuhause meistern wollen und können oder nicht.
Maßgeblich hängt es vom Grad der Pflegebedürftigkeit und von den Möglichkeiten in ihrem Umfeld ab, ob sie allein von Angehörigen oder von Angehörigen mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste und/oder einer 24-Stunden-Betreuung versorgt und betreut werden können. Die Alternative ist der Umzug in ein Pflegeheim. Dabei sind die Vor- und Nachteile aller Möglichkeiten genau abzuwägen. Für die Angehörigen stellt sich fast immer die Frage, ob und wie sie die Pflege mit ihrer Arbeit oder anderen familiären Verpflichtungen vereinbaren können. Zusammenfassend können folgende relevante Entscheidungskriterien genannt werden:

  • Konkreter Pflegebedarf
  • Unterstützungsnetzwerk
  • Wohnsituation
  • Finanzielle Aspekte
Tages- und Nachtpflege, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege

Tages- und Nachtpflege, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege

Die Angebote zur Tages- und Nachtpflege, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege sind Möglichkeiten, pflegende Angehörige zu entlasten.
In der Tages- und Nachtpflege können Pflegebedürftige entweder tagsüber in einer Einrichtung versorgt und betreut werden oder die Nacht dort verbringen.
Wenn – etwa nach einem Krankenhausaufenthalt – bei Pflegebedürftigen ein erhöhter Betreuungsbedarf entsteht oder die Pflegeperson verhindert ist, können sie das Angebot zur Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen. Diese Pflegeform bedeutet, dass Pflegebedürftige für einen begrenzten Zeitraum in einer stationären Einrichtung rund um die Uhr versorgt sind. Dabei übernimmt die Pflegekasse einen Großteil der Kosten.
Verhinderungspflege ist eine Art von Ersatz- oder Vertretungspflege und kann auch als Krankheits- oder Urlaubsvertretung interpretiert werden. Wenn pflegende Angehörige verhindert sind oder ihren Urlaub antreten, übernimmt eine Vertretungsperson die Pflege. Für insgesamt sechs Wochen im Jahr übernimmt die Pflegekasse die Kosten für eine solche Vertretungspflege.

Eine Ärztin kümmert sich um einen Patienten
Aufgaben und Leistungen der Pflegekassen

Aufgaben und Leistungen der Pflegekassen

Die Pflegeversicherung wurde Anfang 1995 ins Leben gerufen. Sie ist neben Kranken-, Unfall-, Renten- und Arbeitslosenversicherung die fünfte Säule im Gefüge der Sozialversicherung in Deutschland. Unabhängig vom Alter ist ihre Unterstützung für alle Pflegebedürftigen gedacht.

Die Leistungen der Pflegeversicherung erbringen die Pflegekassen, die jeder Krankenkasse angegliedert sind. Dabei funktionieren sie wie eine Art Teilkaskoversicherung, die dabei hilft, einen Teil der entstehenden Pflegekosten abzudecken. Pflegekassen gewähren Sach- und Dienstleistungen und – je nach Bedarf – finanzielle Unterstützung für betreuerische Maßnahmen, körperbezogene Pflegemaßnahmen sowie Pflegehilfsmittel und Pflegeberatung für pflegende Angehörige. Außerdem Zuschüsse für die Wohnraumanpassung, für die Installation von Treppenliften oder die Anschaffung eines Hausnotrufs.

Leistungen der Pflegekassen erhalten nur Pflegebedürftige mit festgestelltem Pflegegrad. Dazu beauftragen die Pflegekassen einen externen Gutachter vom medizinischen Dienst, der die Begutachtung in der Alltagssituation des Pflegebedürftigen durchführt. Nach einem bestimmten Begutachtungssystem stellt der Gutachter fest, in welchen Bereichen die Selbstständigkeit beeinträchtigt und wie hoch ihr Ausmaß ist. Je stärker die Selbstständigkeit beeinträchtigt ist, desto höher wird der Pflegegrad festgelegt und entsprechend höher fallen auch die Leistungen der Pflegekasse aus. Die Einteilung der Pflegegrade umfasst fünf Stufen und reicht vom Pflegegrad eins bei geringfügiger Beeinträchtigung bis zu Pflegegrad fünf mit schwerster Beeinträchtigung und besonderen Anforderungen in der pflegerischen Versorgung.

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