Diagnose Demenz
Was bleibt von einem Menschen, wenn er seine Erinnerung verliert?
Wenn die Identität des geliebten Menschen langsam zerfällt, beginnt für alle Beteiligten eine schwere Zeit. Es ist eine Zeit des Loslassens, denn in der Welt der Demenz ziehen die altvertrauten Dinge neue Kreise. Erinnerungen an Lebende und Tote, Kindheit und Beruf, Gespräche und Träume vermischen sich zu einem Irrgarten, in dem der Erkrankte um Orientierung ringt. Gewohnte Routinetätigkeiten mutieren zu unlösbaren Aufgaben mit dem Ergebnis, dass sich der Betroffene auf lethargische Weise dem Alltagstrott hingibt.
Wir, die Angehörigen, erfassen das tatsächliche Ausmaß meist nur langsam. Haben wir es aber begriffen, sollten wir uns im Sinne des Erkrankten auf eine Entdeckungsreise in dessen Lebenswelt und subjektive Wahrnehmung einlassen, denn die Zeit, die noch bleibt, ist von unschätzbarem Wert.

Die vielen Gesichter einer gefürchteten Krankheit
Jeder zweite Deutsche hat Angst an Demenz zu erkranken. Und das nicht ohne Grund: Jeder Dritte über 80 Jahren ist von der Krankheit betroffen. Aktuell leiden in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung, bis 2050 wird ein Anstieg auf 2,6 Millionen prognostiziert.
Weltweit sind etwa 46 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl auf voraussichtlich 131,5 Millionen ansteigen, besonders dramatisch in China, Indien und den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
Dabei hat die Erkrankung viele Formen und Gesichter. Experten sprechen von etwa 50 verschiedenen Erkrankungen, die von Demenzsymptomen begleitet werden. Am bekanntesten ist die Demenz vom Alzheimer Typ (Morbus Alzheimer). Meist erkranken Menschen erst im höheren Alter an einer Demenz, manchmal jedoch schon während der Berufstätigkeit und in sehr seltenen Fällen – ca. 700 Fälle aktuell in Deutschland – sogar schon als Kind (NCL = Neuronale Ceroid Lipofuszinose).
Demenz auf dem Vormarsch - Die Situation in Deutschland
An Demenz erkrankte Menschen sind keine einheitliche Gruppe, sondern Individuen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen, Kompetenzen und Defiziten, die in ganz unterschiedlichen sozialen Situationen leben. Daher müssen Demenzerkrankte immer individuell betreut werden.
Auch wenn gegenwärtig keine Heilung der Krankheit möglich ist, kann durch medizinische Behandlung, Beratung, soziale Betreuung und fachkundige Pflege den Betroffenen und ihren Angehörigen geholfen werden. Zwei Drittel der etwa 1,6 Millionen Demenzkranken in Deutschland leben in privaten Haushalten. Fast alle möchten so lange wie möglich in der vertrauten Wohnung und Nachbarschaft bleiben.
Die meisten erhalten Unterstützung von Ehepartnern, erwachsenen Kindern oder anderen Angehörigen. Für die Betreuenden bringt das viele Schwierigkeiten mit sich und ist alleine kaum zu schaffen. Es gibt inzwischen eine große Zahl von Beratungsangeboten und unterschiedlichen Unterstützungsformen, die bei der Gestaltung und Durchführung der häuslichen Betreuung einbezogen werden können.
Die Hausengel helfen Ihnen in allen Verlaufsphasen!
Die Krankheit verändert sich im Verlauf. Zu Beginn sind die Betroffenen noch weitgehend selbstständig. In späteren Stadien benötigen sie jedoch zunehmend Unterstützung, bis sie schließlich ihre Bedürfnisse kaum noch ausdrücken können und eine einfühlsame Begleitung brauchen. Isolation und eine fremde Umgebung verstärken die Demenz häufig. Eine persönliche Pflege in kleineren Einheiten wie beispielsweise Demenz-Wohngemeinschaften oder die 1:1-Betreuung in der häuslichen Versorgung durch eine Betreuungskraft können den Bedürfnissen der Erkrankten besser gerecht werden. Entscheidend sind der persönliche Kontakt und ein liebevoller Umgang. Situationen von gefühlter Einsamkeit und Hilflosigkeit kann so besser begegnet werden.
Die Hausengel sind in allen Phasen an Ihrer Seite – liebevoll, vertrauensvoll und kompetent. Wir kennen uns mit allen Facetten der Demenzerkrankung aus und wissen worauf es ankommt, denn über 50% der von Hausengel betreuten Menschen sind an Demenz erkrankt. Wir unterstützen Sie an jeder Stelle, von der Beantragung des Pflegegrades über die ambulante Pflege bis hin zur Betreuung in der vertrauten Umgebung durch unsere qualifizierten, selbstständigen Betreuungskräfte.
Depressionen bei Demenzerkrankungen
In den ersten Phasen einer Demenzerkrankung ist es für Betroffene besonders schwer zu akzeptieren, dass eingeschränkte Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten ihr Leben verändern. Viele verfallen im Anfangsstadium in eine Depression, die in Kombination mit der Demenz die körperlichen Einschränkungen verstärkt.
Während bei einer Depression der Antrieb zu einem noch möglichen Handeln fehlt, geht bei einer Demenz die Fähigkeit zum Handeln verloren. Besonders in der ersten Phase versuchen Betroffene ihre Alltagsprobleme vor anderen zu verstecken und zu verleugnen. Bei einer Depression sieht es anders aus. Erkrankte klagen häufig eindringlich über ihre Lebensprobleme, die mit der Demenzerkrankung einhergehen.


Bewegungsdrang bei Demenz
Oft kommt es vor, dass Betroffene körperlich unruhig sind und ständig von Raum zu Raum gehen oder gar weglaufen möchten. Für Angehörige und Pflegende ist diese Verhaltensart nur schwer nachzuvollziehen. Die Ursachen für einen verstärkten Bewegungsdrang können sehr vielfältig sein.
Typische Ursachen sind z. B.:
- Innere Anspannung
- Nervosität (meist durch pathologische Veränderungen im Gehirn)
- Langeweile
- Das Gefühl, am falschen Ort zu sein
- Angstzustände
- Schmerzen
- Erinnerungen an früheres Handeln (zur Arbeit gehen, zur Schule gehen usw.)
Leben mit Demenz
Demenz macht sich oft schleichend bemerkbar. Sich zu erinnern, zu orientieren oder angemessen zu reagieren, fällt Betroffenen zunehmend schwer. Schreitet die Erkrankung weiter voran, können Menschen mit Demenz ihren Alltag immer weniger allein bewältigen. Wie erleben Menschen mit Demenz und ihre Angehörige diese Situation? Wir haben ein kleines Video zusammengestellt, welches beispielhaft zeigt, wie Betroffene und Angehörige bei Diagnose Demenz damit umgehen können.
Was können Sie tun?
Wichtig ist, dass sie als Angehöriger oder Pflegender den Bedürfnissen des Betroffenen nachgehen und beispielsweise einen kurzen gemeinsamen Spaziergang machen, wenn der Bewegungdrang groß ist. Sollte dies nicht möglich sein, ist eine Ursachensuche notwendig. Langweilt sich der Betroffene vielleicht? Hat er Schmerzen? Versuchen Sie, so gut es geht, herauszufinden, warum der Bewegungsdrang aktuell auftritt und vermeiden Sie möglichst ein "Ruhigstellen" des Betroffenen. Dieser könnte sich dadurch missverstanden fühlen und aggressiv reagieren.
Mit dem Pflegestärkungsgesetz 2 wurde die Pflegebedürftigkeit neu definiert. Pflegebedürftige Menschen mit kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen (Demenz) werden nun den körperlich Beeinträchtigten gleichgestellt. Erfahren Sie jetzt mehr über die Pflegegrade sowie die damit verbundenen Leistungen im Detail.
Wichtige Anlaufstellen:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft
www.deutsche-alzheimer.de
Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
www.wegweiser-demenz.de
Downloads:
Literatur:
- Maier, Schulz, Weggen, Wolf: "Alzheimer & Demenzen verstehen: Diagnose, Behandlung, Alltag, Betreuung"
- Marion Jettenberger: "Sprechstunde Demenz: 111 Fragen & Antworten"
- Ulrike Strätling: "Als die Kaffeemühle streikte: Geschichten zum Vorlesen für Demenzkranke"
- David Sieveking: "Vergiss mein nicht: Wie meine Mutter ihr Gedächtnis verlor und ich meine Eltern neu entdeckte"
- Arno Geiger: "Der alte König in seinem Exil"
- Huub Buijssen: "Die magische Welt von Alzheimer: 30 Tipps, die das Leben mit Demenzkranken leichter und erfüllter machen"