Der Großteil der Pflegebedürftigen wird jedoch ambulant, zuhause in den eigenen vier Wänden versorgt. Dazu Simon Wenz, Vorstandsvorsitzender der Hausengel Holding AG: „Jahrelang hat die Bundesregierung bei der Versorgung von Pflegebedürftigen auf den Grundsatz „ambulant vor stationär“ gesetzt. Nun gibt es endlich eine Pflegereform, die aber fast ausschließlich den stationären Sektor im Blick hat. Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen wird einfach nicht beachtet.“ Für die ambulante Versorgung enthält der Reformvorschlag nur eine kleine Änderung: Die Zusammenlegung von Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zu einem Budget, das die pflegenden Familien zudem flexibler einsetzen können. Der geplante Gesamtbetrag von 3.330 Euro im Jahr, wird damit jedoch nur rund 100 Euro höher als die aktuellen Leistungen.
Die Wünsche und Sorgen der Pflegebedürftigen werden ignoriert
Die meisten Pflegebedürftigen und deren Angehörige wünschen sich eine Versorgung in der vertrauten, häuslichen Umgebung. Rund 76% aller Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt - primär durch Angehörige (nicht umsonst als Deutschlands größter Pflegedienst bezeichnet). Dabei ist klar, dass mehrere Versorgungsformen verzahnt zum Einsatz kommen müssen, um eine Rundumversorgung gewährleisten zu können – es ist eine fein orchestrierte Versorgung aus ambulanten Pflegediensten, Tagespflegeeinrichtungen, Nachbarschaftshilfen, pflegende Angehörige und häufig auch Betreuungskräften aus Osteuropa, die die häusliche Pflege in Deutschland sicherstellen.
„Und genau hierfür sieht Spahn gerade einmal 100 Euro jährlich mehr vor. Den einzigen, denen mit seiner Reform geholfen ist, ist den Vertretern der Pflegeheim-Lobby. Warum wird überhaupt so deutlich zwischen stationärer und ambulanter Versorgung unterschieden – sollten nicht alle Versorgungsformen gleich behandelt und gefördert werden? “, macht Wenz seinen Unmut deutlich. „Was Betroffene unter anderem brauchen, sind bessere und klare Rahmenbedingungen für die geschätzten 700.000 osteuropäischen Betreuungskräfte in rund 300.000 deutschen Privathaushalten. Deren Systemrelavanz spätestens mit der Corona-Pandemie jeder verstanden haben sollte.“