„3.800 Euro Eigenanteil für einen Heimplatz? Bald brauchen wir einen Kreditberater statt eines Pflegeberaters!“ Mit diesen Worten bringt Juliane Bohl, Geschäftsführerin der Hausengel-Unternehmensgruppe, die finanzielle Not vieler Familien auf den Punkt. „Die häusliche Betreuung ist für viele die einzige Möglichkeit, die Würde und Lebensqualität eines Angehörigen zu bewahren. Doch auch diese wird häufig mit pauschaler Kritik bedacht, obwohl sie sich zu einer tragenden Säule unseres Pflegesystems entwickelt hat.“
Faire Arbeitsbedingungen: Verantwortung von Familien und Agenturen
„Der Großteil der Agenturen, ebenso wie die meisten Familien, legt großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen und transparente Vereinbarungen“, erklärt Bohl. „Natürlich gibt es in der Branche Verbesserungspotenziale, doch viele Vermittler, wie auch wir bei Hausengel, haben sich längst freiwilligen Qualitätsstandards verschrieben.“
Die Realität zeigt: Die meisten Familien möchten ihren Angehörigen eine hochwertige Betreuung ermöglichen und gleichzeitig Betreuungskräfte respektvoll behandeln. „Wir erleben täglich, dass Familien aktiv nach Lösungen suchen, um ihren Betreuungskräften Sicherheit und gute Bedingungen zu bieten. Es wäre wichtig, diese positive Entwicklung in der Diskussion stärker anzuerkennen, statt immer wieder mal die gesamte Branche unter Generalverdacht zu stellen“, betont Bohl.
Lösungsansätze für die häusliche Betreuung
Anstatt pauschal zu kritisieren, fordert Hausengel einen konstruktiven Dialog und bietet konkrete Lösungsansätze an:
1. Qualitätssicherung durch unabhängige Standards: Regelmäßige Überprüfungen und Zertifizierungen schaffen Transparenz und stärken das Vertrauen in die Branche.
2. Entlastung für Angehörige: Ausbau von Schulungs- und Beratungsangeboten sowie die Förderung flexibler Betreuungsmodelle.
3. Stärkere Förderung der häuslichen Betreuung: Einführung von staatlichen Zuschüssen, die direkt den Familien und Betreuungskräften zugutekommen, um faire Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.
4. Dynamisierung der Pflegeleistungen: Die Pflegekassen müssen ihre Zuschüsse regelmäßig an die tatsächlichen Kosten anpassen.
Ein Appell für Dialog und Anerkennung
„Unsere Betreuungskräfte leisten tagtäglich Großartiges, und viele Familien setzen alles daran, ihnen gute Bedingungen zu bieten“, erklärt Bohl. „Es ist an der Zeit, diese Anstrengungen anzuerkennen und die Diskussion konstruktiv zu führen. Wir als Branche sind jederzeit bereit, im Dialog mit der Politik mutige und praktikable Modelle zu entwickeln.“
Die häusliche Betreuung ist längst mehr als eine Nischenlösung – sie ist für viele Pflegebedürftige der Schlüssel zu einem würdevollen Leben. „Die Branche leistet einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Statt sie pauschal zu kritisieren, sollten wir daran arbeiten, sie zu stärken und die Rahmenbedingungen zu verbessern.“