Frau Bohl, wie begann Ihre Reise bei Hausengel vor 15 Jahren?
„Ich hätte damals nicht erwartet, wie sehr mich dieser Schritt prägen würde. Ich stand an einem Wendepunkt, mein Job in der Industrie war lehrreich aber ohne echte Perspektive, etwas zu bewegen. Simon Wenz und ich sprachen damals privat über meine Zukunftspläne, und plötzlich sagte er ganz direkt: ‚Komm zu uns und baue unsere Kommunikation auf!‘ Ich habe nicht lange gezögert. Da war dieses Gefühl: Hier kann ich gestalten, hier zählt mein Beitrag. Es war kein Sprung ins kalte Wasser, sondern eher das Eintauchen in ein Abenteuer, das sich bis heute jeden Tag lohnt.“
Was waren für Sie die wichtigsten Meilensteine?
„Wir waren damals noch ein junges Unternehmen – vieles war improvisiert. Es gab keine fertigen Konzepte, keine Strukturen, vieles haben wir einfach ausprobiert. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich unser Facebook-Profil erstellt habe und mich wahnsinnig über die ersten 100 Follower gefreut habe. Heute folgen uns auf Social Media über 57.000 Menschen. Eine Zahl, die den Wandel unseres Unternehmens spürbar macht. Aus solchen ersten selbst initiierten Schritten, die unscheinbar wirkten, aber voller Energie und Überzeugung waren, ist eine Marke gewachsen, die heute in der Branche Standards setzt.
Ein wesentlicher Meilenstein war die Gründung unserer eigenen Akademie – ein bis dahin einzigartiger Schritt in der Branche. Unser Ziel war es von Anfang an, Betreuungskräfte nicht nur zu vermitteln, sondern auch qualifiziert vorzubereiten und langfristig zu begleiten.
Auch die Mitgründung des Branchenverbands, meine Mitwirkung an der DIN SPEC 33454 sowie die Berufung in die Konzertierte Aktion Pflege des Bundesgesundheitsministeriums waren prägende Stationen. Sie stehen für den Anspruch, nicht nur unternehmerisch zu handeln, sondern auch strukturell, politisch und gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen.
Die Auszeichnungen, die wir in den vergangenen Jahren erhalten haben, von der Stiftung Warentest über den Deutschen Gesundheits-Award bis hin zum Deutschen Kundenaward, bestätigen diesen Weg. Sie sind für mich ein Ansporn, nicht selbstzufrieden zu werden, sondern weiter Wirkung zu entfalten.
Ihr Leitmotiv ist das Netzwerken. Warum?
Eigentlich lautet mein berufliches Leitmotiv: „Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt.“ Dieser Satz stammt von Winston Churchill, und ich halte ihn für aktueller denn je. Gerade in der Pflegepolitik erleben wir oft, dass gute Ansätze in Verwaltungsprozessen versanden oder dass Verantwortung zwischen den Ebenen hin- und hergeschoben wird. Mein Anspruch ist es, da nicht mitzumachen. Ich suche den Austausch, weil ich überzeugt bin, dass tragfähige Lösungen nur im Zusammenspiel entstehen.
Ich habe früh gemerkt: Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, brauchen wir Partner. Ob mit pflege.de, Springer Pflege, mit politischen Entscheidungsträgern oder im DIN-Gremium – entscheidend ist der Wille zur Zusammenarbeit. Ich erinnere mich an viele intensive Gespräche, nicht selten spätabends in Berlin. Sie waren nicht immer einfach, aber genau dort wurde die Grundlage gelegt, dass unsere Arbeit heute gehört wird.
Netzwerken heißt für mich nicht (nur) nett plaudern, sondern Verantwortung teilen, Konflikte aushalten und für unsere Anliegen einstehen. Das ist nicht immer bequem. Aber es ist der einzige Weg, um Strukturen wirklich zu verändern.
Und was motiviert Sie für die kommenden Jahre?
Mein Antrieb ist seit 15 Jahren derselbe: Ich sehe Sinn in meiner Arbeit Sinn. Wir verkaufen kein Produkt, wir schaffen Lebensqualität. Wir verbinden Menschen, die Hilfe brauchen, mit Menschen, die helfen wollen.
Natürlich gibt es Hürden. Manchmal wünsche ich mir, die Politik würde mutiger sein. Aber dann denke ich mir: Gut, dann packen wir es eben selbst an. Dieses ‚Wir warten nicht, bis es perfekt ist, wir machen es jetzt‘ – das ist für mich Hausengel. Und ich brenne darauf, auch die nächsten Kapitel mit derselben Energie zu schreiben.“
